
Foodtrucks, Finalfieber und feine Kochkunst: Bei der 50-jährigen Jubiläumsausgabe des Rudolf Achenbach Preis holte Dennis Straubmüller den Sieg und ist damit Deutschlands bester Nachwuchskoch 2025. Wir werfen einen Blick zurück in die rollenden Wettbewerbsküchen.
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Text Anna Häuser Fotos VKD/Hilger
Alle Blicke waren gespannt auf die vier Stehtische gerichtet, als die Decken gelüftet wurden und darunter die Zutaten der „Black Box“ zum Vorschein kamen. Die einstimmige Reaktion auf das Fleisch: „Oh je, Kaninchen, das habe ich zuletzt im ersten Lehrjahr zerlegt.“ Die sechs angehenden Köchinnen und Köche zeigten sich sichtlich überrascht von der Pflichtkomponente des Hauptgangs. Für das Drei-Gang-Menü galt es, das Fleisch zusammen mit Roter Bete zu einem stimmigen Gericht zu verarbeiten. Der bis zuletzt unbekannte Warenkorb war auch in diesem Jahr die wohl größte Herausforderung für die Finalist:innen des Rudolf Achenbach Preis 2025. Einige Stunden und viel angespannte Nerven später stand fest: Dennis Straubmüller aus dem Posthotel Alexander Herrmann hat die Challenge am besten gemeistert und den Titel 2025 gewonnen. Beim Finale am 12./13. Mai setzte sich der 24-jährige Azubi im zweiten Lehrjahr gegen fünf Mitstreiter:innen aus ganz Deutschland durch. Das Siegertreppchen teilt sich der Kochazubi mit Moritz Range aus dem Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn und David Stadler vom Brenners Park-Hotel & Spa in Baden-Baden auf Platz drei.
Rätsel um Pariser Gnocchi

Zunächst standen Theorie und Warenkennung auf dem Programm – Quinoa und Papaya waren für manche nicht leicht zu identifizieren. Der nächste Finaltag fand dann in einer besonderen Kulisse statt, an einem Ort mit Industriegeschichte: der Naxoshalle in Frankfurt am Main. Statt der sonst üblichen Kojen in einer Großküche traten die Finalist:innen der 50-jährigen Jubiläumsausgabe in einzelnen Foodtrucks zum Kochwettbewerb um den Titel an. Die Aufgabe für die Azubis in den rollenden Küchen: drei Gänge und ein Fingerfood für jeweils vier Personen. „Die Kombination aus Jakobsmuschel und Granny Smith ist relativ bekannt – und ich finde, sie ist mir gut gelungen“, sagte Sieger Dennis Straubmüller mit Blick auf das erste kleine Gericht, das er über den Pass schickte. Die Pflichtkomponenten, auf einem Löffel angerichtet, ergänzte er mit Staudensellerie und Piment. Mehr Kopfzerbrechen bereitete ihm die Vorspeise: „Mit dem Zusammenspiel aus Aubergine und Trockenpflaume habe ich mich am schwersten getan.“ Dennis entschied sich für ein orientalisch inspiriertes Gericht mit Zwiebel und Crème fraîche. Beim Hauptgang standen alle Finalteilnehmenden zunächst vor der gleichen Aufgabe: das Zerlegen eines Kaninchens. Auch Dennis musste sich kurz sortieren, kombinierte das Fleisch am Ende aber erfolgreich mit der Pflichtkomponente Rote Bete sowie mit Harissa und Pariser Gnocchi. Letztere sorgten selbst bei der Fachjury für Staunen – erst auf Nachfrage wurde klar: Es handelt ich um Gnocchi aus Brandteig. Zum süßen Abschluss setzte der frisch gekürte Titelträger Kaffirlimette, weiße Schokolade und Honig gekonnt mit Erdnuss in Szene – ein Dessert, das sein Menü stimmig abrundete.
Juryleitern und Siegertreppchen

Die besonderen „Wettbewerbsküchen“ in diesem Jahr forderten den Teilnehmenden einiges ab. Der Platz war begrenzt, die Wasserversorgung eingeschränkt – „Der Wassertank muss nachgefüllt werden!“, rief Finalist Jonas Tamm während des laufenden Wettbewerbs aus dem türkisfarbenen Foodtruck. Auch der Weg zum Warenkorb war weiter als gewohnt: Alle Zutaten waren zentral zwischen den Fahrzeugen in der Halle aufgebahrt. Nicht nur die Köch:innen mussten sich an die ungewohnte Umgebung anpassen – auch die Jury war gefordert. Um den Teilnehmenden über die Schulter schauen zu können, mussten die Juror:innen auf kleine Tritte steigen; nur so war ein Blick in die Trucks und in die Töpfe möglich. „Zu Beginn ist es in der Küche oft etwas unübersichtlich“, erklärt Juror Marvin Böhm. „Doch danach kommt es darauf an, Struktur und Ruhe hineinzubringen – das gelingt manchen besser, anderen weniger gut.“ Neben ihm zählten Hans-Peter Achenbach und Matias Uhlig zur Jury A. Sie achteten unter anderem auf Arbeitsweise, Sauberkeit und Timing. Auch für Dennis Straubmüller war das Arbeiten im engen Truck nicht immer einfach: „Kurzzeitig war es ziemlich unordentlich, die Töpfe haben sich gestapelt. So etwas kann schnell viele Punkte kosten – und damit den Sieg“, so der Auszubildende. „Ich bin froh, dass die Ergebnisse auf den Tellern und der Geschmack es am Ende rausgerissen haben.“
Für die Bewertung der Teller war Jury B zuständig. Das dreiköpfige Gespann um Mira Maurer – vor 14 Jahren selbst Finalistin des Wettbewerbs – Dominik Wetzel und Bernd Zehner wurde unterstützt von Michael Schneider, der bei den Halbfinals bereits als Jury-Observer dabei war. „Ich mag es, wenn es klatscht und kitzelt“, „die Säure ist etwas zu spitz“ oder einfach nur „Geil!“ hieß es aus den Reihen der Tasting-Jury. Die einhellige Meinung: Das, was diese Auszubildenden hier abgeliefert haben, ist ganz großes Kino. „Es gibt viele Restaurants, die machen das nicht besser“, fasste Hans-Peter Achenbach bei der Siegerehrung treffend zusammen.
Ein Abend für die Geschichtsbücher
Die Atmosphäre beim Jubiläumsfinale war etwas ganz Besonderes. Das zeigte sich in vielen kleinen Details – etwa in der ungewöhnlichen Location oder der Aktion jugendlicher Sprayer, die ganz spontan und legal das Logo des Rudolf Achenbach Preis auf die Hallenwand brachten. Der emotionale Höhepunkt folgte bei der Siegerehrung, die rund 200 Gäste auf eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte Wettbewerbsgeschichte mitnahm: alte Schwarz-Weiß-Fotografien, Erinnerungen und persönliche Worte von Jürgen Koch, der 1982 den Titel gewann. „Für mich war dieser Rudolf Achenbach Preis einer der schönsten, die ich erlebt habe“, sagte VKD-Präsident Daniel Schade. „Ein halbes Jahrhundert – das ist eine lange Zeit und nicht zu unterschätzen. So viele junge Talente sind aus diesem Wettbewerb hervorgegangen. Die Erfolgsgeschichten ehemaliger Finalist:innen inspirieren und zeigen: Wer hier mitkocht, hat echtes Potenzial. Der Rudolf Achenbach Preis ist ein Sprungbrett – und lohnt sich für jede und jeden.“ Katrin Achenbach, Geschäftsführerin der Achenbach Delikatessen-Manufaktur, zeigte sich ebenfalls begeistert von der Jubiläumsausgabe: „Der Wettbewerb ist moderner, digitaler und jünger geworden. Zum ersten Mal durften in diesem Jahr nicht nur Auszubildende des dritten, sondern auch des zweiten Lehrjahres teilnehmen. Eine großartige Entscheidung – denn gerade die Jüngeren haben eindrucksvoll gezeigt: Mut, Talent und Neugier kennen kein Ausbildungsjahr.“

Dennis Straubmüller war sichtlich überrascht, als der Name des Zweitplatzierten verkündet wurde – und damit klar war, dass er den Titel nach Wirsberg holt. „Ich kann es noch nicht ganz glauben“, sagt er auch einen Tag nach dem Finale. „Ich war zwar sehr zufrieden mit meiner Leistung, aber ich habe auch gesehen, was für großartige Gerichte die anderen auf die Teller gebracht haben. Umso mehr freue ich mich über diesen Erfolg.“ Ein Jahr Ausbildung liegt noch vor ihm. Nach der Abschlussprüfung im Sommer 2026 möchte der junge Koch reisen, andere Küchen entdecken – in Deutschland und darüber hinaus. Langfristig verfolgt er ein klares Ziel: die Selbstständigkeit. Den ersten Meilenstein auf diesem Weg hat er bereits gesetzt. Denn nach diesem Finalabend wird der Name Straubmüller vielen in Erinnerung bleiben und die ersten Gäste dürften ihm sicher sein.
Das Finalmenü 2025 von Dennis Straubmüller
Jakobsmuschel mit Granny Smith Apfel, Staudensellerie und Piment
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Aubergine orientalisch mit Trockenpflaume,
Zwiebel und Crème Fraîche
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Kaninchen mit roter Bete, Harissa und Pariser Gnocchi
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Kaffirlimette mit weißer Schokolade, Honig und Erdnuss
Die Finalist:innen 2025
1. Platz: Dennis Straubmüller | Posthotel Alexander Herrmann (Wirsberg)
2. Platz: Moritz Range | Hotel Traube Tonbach (Baiersbronn)
3. Platz: David Stadler | Brenners Park-Hotel & Spa (Baden-Baden)
4. Plätze:
Jula Fenella Kutsche | Maritim Hotel (Köln)
Isabelle Lorenz | Hotel Telegraphenamt (Berlin)
Jonas Tamm | Maritim proArte Hotel (Berlin)
Die Jury 2025
Marvin Böhm | The Ritz-Carlton (Wolfsburg)
Matias Uhlig | Culinary Director bei Capital Catering (Berlin)
Hans-Peter Achenbach | Geschäftsleitung Achenbach Delikatessen-Manufaktur (Sulzbach)
Bernd Zehner | Inhaber Kochwerkstatt (Wiesbaden)
Mira Maurer | Selbständige Pop-up Köchin Privat/Event/Show/TV (Freiburg)
Dominik Wetzel | CEO bei redRockcooking (Bad Münster)
ÜBER DEN RUDOLF ACHENBACH PREIS
„Investiere in die Jugend, dann investierst Du in die Zukunft“ war der Leitsatz des Firmengründers Rudolf Achenbach, als er 1975 den ersten und bis heute einzigartigen Bundesjugendwettbewerb zur Förderung junger Köchinnen und Köche ins Leben rief. Seitdem wird er von der Achenbach Delikatessen-Manufaktur finanziert und in Zusammenarbeit mit dem Verband der Köche Deutschlands e. V. (VKD) organisiert. Dieser jährlich, in drei Stufen ausgetragene Wettbewerb für den Nachwuchs im letzten Ausbildungsjahr ist zum Branchen-Highlight mit hohem Stellenwert avanciert. Alle Finalteilnehmende erhalten attraktive Prämien und Sachpreise.
Ergebnisse der Halbfinals 2025 Alle Infos zum Rudolf Achenbach Preis