Martin Seitel

Talente entdecken und Leidenschaft fördern

Talente entdecken und Leidenschaft fördern

Martin Seitel - Leidenschaft
Martin Seitel genießt es, dass er sich im VKD mit Gleichgesinnten austauschen kann. Foto: VKD/Philippe Arlt

Martin Seitel war ein „stinkfauler Schüler“ und verließ die Schule ohne Abschluss. Heute ist er   Küchenmeister und Geschäftsführer  im Kultur- und Kongresszentrum im Kolpinghaus Regensburg. Sein größtes Anliegen: Nachwuchsförderung – insbesondere aufgrund seiner eigenen Geschichte.

„Ich wollte Schreiner, Polizist oder Pfarrer werden. Als Jugendlicher hatte ich viele Berufsphantasien. Aber ich war auch ein stinkfauler Schüler und habe die Schule ohne Abschluss verlassen. Bekannte rieten meinen Eltern damals: ,Lasst ihn doch eine Kochlehre machen, dann könnt ihr ihn Zuhause wenigstens gebrauchen.‘ Sie waren Inhaber eines kleinen Gasthauses in einem 500 Seelendorf im Allgäu. Ich selbst wollte nie in dieser Branche arbeiten und doch hat es mich gereizt, aus dem Elternhaus auszuziehen.

So zog ich als pubertärer Halbstarker mit gerade einmal 15 Jahren nach München und begann meine Lehre im Hotel Platzl bei der Familie Inselkammer. Tagsüber habe ich als Kochazubi  gearbeitet – und nachts stand ich auf der Platzlbühne, habe Bayrischen Volkstanz, Schuhplattler aufgeführt und mich als Schauspieler zum Kasperl gemacht. Das Münchner Nachtleben war meine einzige Freizeitbeschäftigung. Der Alkohol wurde mein bester Freund. An sieben Tagen  in der Woche gearbeitet, zwei Gehälter bekommen und doch war ich immer Pleite. An einem gravierenden Tiefpunkt in meinem Leben musste ich mich entscheiden. Mein damaliger Küchenchef Hans Peter Paulus rief mich energisch zur Ordnung, er sagte: ,Werde Koch oder Schauspieler, beides kannst Du nicht schaffen, du machst dich und andere damit kaputt.‘ Mein Ehrgeiz war geweckt, den Beruf des Schauspielers hing ich an den Nagel. Auch heute bin ich meinem Lehr-und Küchenchef sehr dankbar dafür. Er hat mich brutal und überzeugend wachgerüttelt. Ich habe nie bereut, dass ich Koch geworden bin. Ich liebe meinen Beruf.

Mit 24 legte ich die Meisterprüfung an den Eckert Schulen in Regensburg ab, arbeitete in unterschiedlichen Häusern, begegnete großartigen Chefs, die mein Talent entdeckt und mich stets gefördert haben. Seit über 25 Jahren arbeite ich nun für das Kultur- und Kongresszentrum im Kolpinghaus Regensburg. Ich habe dort als Küchenchef angefangen. Nachdem ich dort mein Talent als Organisator, Teamleiter und kreativer Kopf unter Beweis stellen konnte, vertraute man mir nach nur zwei Jahren die Geschäftsleitung  des gesamten Unternehmens an.

Talente entdecken und Leidenschaft fördern

Auch heute noch stehe ich am Herd und trainiere die Küchenmannschaft, versuche nun selbst Talente zu entdecken und zu fördern. Über 120 Köche durfte ich auf dem Weg zur eigenen Kariere begleiten und unterstützen. Zu vielen habe ich noch engen Kontakt. So manch einer hat eine steile Karriere hingelegt.

Der Nachwuchs ist mir wichtig – insbesondere solche Jugendliche, die nicht die besten schulischen Leistungen mitbringen. War ich doch selbst ein echter Hallodri. Ich glaube, meine Azubis merken, dass es mir viel Spaß macht, berufliches Wissen weiterzugeben. Aber das Fachwissen alleine ist nicht ausschlaggebend: Ich versuche den Charakter zu stärken, das Talent und die Leidenschaft zu fördern und den jungen Menschen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten der Beruf des Kochs mit sich bringt. Respekt und Anerkennung, ehrliche Wertschätzung und der Glaube an sich selbst – das ist es, was neben dem Fachwissen aus meiner Sicht ausschlaggebend ist, ob sich eine wahre Leidenschaft für diesen Beruf entwickeln kann.   

Das hat sich herumgesprochen. Deshalb gibt es in unserem Hause nur selten einen Fachkräftemangel. Wo es geht, vermittele ich unsere Azubis nach ihrem Abschluss weiter, oder sie erhalten die Gelegenheit im Hause zu wachsen und Führungskraft zu werden. Dank des Netzwerks im Verband der Köche Deutschlands gelingt mir das in den meisten Fällen. Ich bin fast 30 Jahre Mitglied im VKD. Hier treffe ich mit Gleichgesinnten zusammen: Köche, die ihrem Beruf mit Leidenschaft nachgehen, von den Erfahrungen anderer profitieren und eigene Erfahrungen weitergeben möchten. Ich fühle mich geehrt, dass ich einem Berufsfachverband angehören kann, der nicht nur redet, sondern die Dinge anpackt.

Martin Seitel ist 59 Jahre alt. Er ist Küchenmeister und Geschäftsführer im Kultur- und Kongresszentrum  Kolpinghaus Regensburg sowie 1.Vorsitzender des Club der Köche Ratisbona e.V.

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