
Sarah Klüh wusste schon früh, wo sie hinwill: in die Küche – genauer gesagt in die Patisserie. Im Goldenen Karpfen in Fulda und auf ihrem neuen Instagram-Account bringt sie süße Kreativität, vegane Ideen und jede Menge Leidenschaft auf den Teller. In der Serie „Who is Who im VKD“ stellen wir Mitglieder des Verbands vor.
Text Anna Häuser Fotos IKA/Culinary Olympics, VKD/Grundrausch, Carina Jirsch, Kerstin Heim, Sarah Klüh
Für Sarah Klüh war früh klar, wohin ihre berufliche Reise geht. „Meine Oma war Köchin, mein Opa Bäcker – ich habe schon als Kind mitgebacken und zu Hause mitgekocht“, erzählt die 30-Jährige. Die Entscheidung, selbst Köchin zu werden, fiel bereits in der fünften Klasse. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten haben sie nie abgeschreckt. „Ich war es gewohnt, dass an Feiertagen oder Wochenenden jemand fehlt – meine Eltern arbeiten im Krankenhaus und bei der Feuerwehr. Nine-to-Five gab es bei uns nie.“ Nach Schulpraktika in verschiedenen Küchen begann sie 2011 ihre Ausbildung im Goldenen Karpfen in Fulda – eine bewusste Entscheidung. „Ich komme aus der Rhön, und wenn ich hier in der Region Köchin lernen will, dann nur im Karpfen. Der hatte schon damals einen richtig guten Ruf.“

Wanderschaft und Wiederkehr
Nach der Ausbildungszeit ging es zunächst auf „Wanderschaft“: Sarah arbeitete unter anderem im damaligen Gourmetrestaurant des Steigenberger Frankfurter Hof, machte Station an der Nordsee, besuchte die Hotelfachschule in Fulda und war zuletzt in einem Sternerestaurant in Bad Hersfeld tätig. „Hier hat mich dann mein ehemaliger Ausbilder abgeworben.“ Seit 2020 arbeitet die Hessin wieder im Goldenen Karpfen – die richtige Entscheidung. „Die Rückkehr hat sich wie Nachhausekommen angefühlt“, sagt sie. Ihre anfängliche Sorge, in der vertrauten Küche die „ewige Auszubildende“ zu bleiben, stellte sich als unbegründet heraus. „Ich bin komplett neu eingestiegen, mit neuen Ideen und frischem Wind. Ich konnte mich frei entfalten“, so die Köchin. Heute ist sie Chefin der Patisserie, springt aber auch auf anderen Posten ein, wenn es brennt – etwa beim Entremetier. Neben ihrer Arbeit in der Küche engagiert sich Sarah in der Ausbildung. Zusammen mit dem Küchenchef und Souschef kümmert sie sich um die derzeit drei Azubis im Haus. „Ich übernehme vor allem die Prüfungsvorbereitung und trainiere sie für Wettbewerbe.“ Mit Erfolg: 2024 schaffte es zum Beispiel Lilly Wehner, Auszubildende im Karpfen, bis ins Finale des Rudolf Achenbach Preis – ein Weg, den auch Sarah selbst gegangen ist. 2014 trat sie im Wettbewerb an, außerdem bei den Deutschen Jugendmeisterschaften – und wurde Mitglied im VKD.
Süße Seite des Ehrenamts
Ihre Leidenschaft für die Patisserie begann wortwörtlich mit dem ersten Tag in der Küche: „Wir waren viele Azubis und jeder wurde auf einen anderen Posten geschickt – ich landete in der Patisserie und habe sofort gemerkt: Das ist mein Platz.“ Die benötigte Präzision und das kreative Arbeiten faszinierten die Hessin. Auch im Ehrenamt blieb sie ihrem Lieblingsposten treu. Von 2021 bis 2024 gehörte sie als Chef-Patissière zur deutschen Köchenationalmannschaft und perfektionierte für den Culinary World Cup (2022) und die IKA/Olympiade der Köche (2024) das Dessert von Team Germany. „Die Zeit in der Nationalmannschaft gehört zu den Highlights meiner Laufbahn. Ich habe unglaublich viel mitgenommen – fachlich und persönlich“, berichtet sie. „Die Wettbewerbssituation war eine tolle Art der Weiterbildung. Und: Ich habe Freunde fürs Leben gefunden.“ Als sich „ihr“ Team 2024 auflöste, fehlte etwas. „Aber der Kontakt bleibt.“

Nicht alles braucht ein Label
Kulinarisch setzt(e) Sarah sowohl im Wettbewerb als auch im Karpfen regelmäßig auf vegane Rezepturen. „Die Vanillesoße bei uns ist inzwischen nur noch vegan.“ Einige ihrer Gerichte enthalten ausschließlich pflanzliche Komponenten, aber die Köchin geht bewusst pragmatisch mit der Kennzeichnung um: „Wir haben festgestellt, dass sich vegane Desserts auf der Karte schlechter verkauft haben, obwohl sie super waren. Seit wir das Label weglassen, laufen sie viel besser.“ Auch wenn Wareneinsatz und Aufwand höher sind, ist sie überzeugt: „Es lohnt sich – geschmacklich und ethisch.“
Neue Projekte und Zukunftsträume

Nach dem Ende ihrer Zeit im Nationalteam hat Sarah ein neues Herzensprojekt in ihrer Freizeit gestartet: den Instagram-Account @butter_plaetzchen, auf dem sie ihre Dessertideen teilt – oft auch in veganer Variante. Leckereien wie Clafoutis mit Erdbeeren und Himbeeren, Vanilleeis mit Basilikum und Meersalz oder Milcheis mit Karotte und Sanddorn sind nur einige Beispiele. Die Idee kam spontan: „Wir machen mit Freunden regelmäßig ein ‚perfektes Dinner‘. Ich bin die Einzige vom Fach, alle fragen mich nach Rezepten. Nach ein paar gemeinsamen Gläsern Aperol kam dann die Idee zum Account. Die Rezepte sind bewusst so angepasst, dass man sie auch ohne Profiküche zu Hause nachmachen kann. Auch das Design stammt von Sarah selbst. „Ich habe früher immer Tellerzeichnungen gemacht – für Wettbewerbe oder den Betrieb. Mein Mann fand das toll, jetzt male ich die Grafiken für die Posts selbst auf dem Tablet.“ Und was bringt die Zukunft? „Wenn ich den Mut irgendwann finde, hätte ich gerne ein eigenes kleines Café mit Frühstück, Lunch, Kuchen und ab und zu Themenabenden. Auf jeden Fall möchte ich weiterhin am Herd stehen.“
WHO IS WHO IM VKD
Seine ehrenamtlichen Mitglieder sind das Herz und zugleich der Motor des VKD. Doch wer genau steckt eigentlich dahinter? Wer ist Mitglied der VKD-Familie? Was motiviert diese Mitglieder zum Ehrenamt, welche Lebensläufe und welche Erfahrungen bringen sie mit, was beschäftigt sie? In der Serie „Who is Who im VKD“ treffen wir einige von ihnen und stellen Fragen.