Corona-Update von der Schulbank  Anstatt in Zweierteams haben die Azubis die Arbeitsplätze in Corona-Zeiten für sich allein. Alle Fotos: Berufsschule Bad Wörishofen

Seit drei Jahren schauen wir in unserem Magazin KÜCHE auf Berufsschulen, in denen Köchinnen und Köche ausgebildet werden. Im Corona-Schuljahr haben wir bei einigen nachgefragt, wie es ihnen ergangen ist. 

von Aina Keller  

Mitte März 2020 in deutschen Berufsschulen. Flächendeckend und landesweit schließen die Türen der Bildungseinrichtungen. Frühestens Ende April gehen sie für einige Abschlussklassen ganz gezielt wieder auf. Die Schüler der Grund- und Fachstufen bleiben allerdings mehrheitlich bis Mitte Mai zu Hause, danach folgt ein Re-Start auf der Schulbank – oftmals im vierzehntägigen Wechsel.  

Lore Bankowsky von der Louise-Schroeder-Schule (LSS) in Wiesbaden schildert die ersten Wochen im Lockdown: „Es gab Vorgaben durch das hessische Kultusministerium, die immer wieder an die jeweilige Risikolage angepasst wurden. Es bestand E-Mail-Kontakt über die Klassenlehrerinnen und –lehrer zu den Schülerinnen und Schülern“, so die LSS Abteilungsleiterin Ernährung. „Die Betriebe wurden über Infoschreiben und die Homepage der Schule bezüglich der neuen Situation informiert sowie die Auszubildenden per Mail mit Arbeitsmaterialien versorgt. Rückläufe wurden an die Lehrkräfte geleitet und ausgewertet.“ So oder so ähnlich sah es in den meisten Schulen aus. Die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern musste erst kurzfristig gesichert und dann stabil aufrechterhalten werden. Da wir Blockunterricht haben und gerade die Abschlussklassen bei uns ihre letzten Unterrichtswochen hatten, war die Situation nicht sonderlich einfach“, so Ute Mangrich von der Berufsschule MindelheimAußenstelle Bad Wörishofen. „Während dieser Zeit wurde unser Blockplan mehrfach der Situation angepasst, Blöcke wurden verschoben und letzten Endes haben wir dann Phasen des ,Lernens zuhause‘ und des Präsenzunterrichts abgewechselt.“ Nicht zu vergessen: „Wir haben nicht nur E-Mail-Adresslisten erstellt, sondern auch Hygienekonzepte erarbeitet“, ergänzt Ralf Schneider vom BSZ Miesbach. 

Von Laufwegen und Notfallplänen 

Berufsschule Bfs11 Videokonferenz Final
Video statt Präsenz.

Als es dann ab Mai in den Schulen langsam wieder losging, waren die anfänglichen Präsenzphasen für alle erst einmal ungewohnt: Im praktischen Unterricht der Küche wurden Laufwege weitestgehend vermieden und Begegnungen der Schüler auf ein Minimum reduziert“, erzählt Außenstellenleiterin Ute Mangrich in Bad Wörishofen. „Die Lehrkräfte stellten die Lebensmittel den Auszubildenden an ihrem Arbeitsplatz bereits portioniert zur Verfügung und die Warenausgabe wurde auf ein Minimum reduziert.“ Das Thema Notfallplan behandelte jede Schule unterschiedlich. Einig sind sich alle Befragten darin, dass „bestehende Handlungsanweisungen für die Corona-Situation noch nicht genügend angepasst“ waren. Woher auch? In dieser noch nie dagewesenen Situation fehlten jegliche Vorerfahrung und Erfahrungswerte bisheriger Ereignisse. „Wir haben einen eigenen Plan entworfen und diesen Plan auch evaluiert“, berichtet Margit Goldstein von der Eduard-Stieler-Schule in Fulda.  

Unmittelbar nach dem Lockdown begann die Zeit der digitalen Klassenzimmer. Für viele Lehrerinnen und Lehrer war der fehlende persönliche Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern anfangs eine Herausforderung. Andere wiederum schätzten die Gelegenheit, per E-Mail einen ungestörteren Kontakt aufzubauen und sehr individuelles Feedback geben zu können. Für alle galt: Es war eine Flut von Mails zu bewältigen und nicht alle Beteiligten waren digital ausreichend vorbereitet, es fehlte an der technischen Ausstattung oder am Internetzugang„Insbesondere in der Gastronomie, in der auch viele Schüler mit Migrationshintergrund ausgebildet werden, kann es so zu Nachteilen für die betroffenen Auszubildenden kommen“, hat Lore Bankowsky in Wiesbaden beobachtet. Die gute Seite der Medaille: Man konnte einige Schülerinnen und Schüler durch den digitalen neuen Zugang zu Unterrichtsinhalten besonders motivieren. Einige zeigten hier spezielle Leistungen, die im Klassenverband bisher nicht gezeigt wurden. 

Perspektiven fürs neue Schuljahr 

Berufsschule Mangrich Morgendesinfektion
Ute Mangrich (rechts) bei der Morgendesinfektion.

Wenn es um künftige Veränderungen geht, richten alle befragten Einrichtungen ihren Blick vor allem auf das Digitale: Jetzt ist Methodenkompetenz gefragt und der Schub für die Digitalisierung muss weitergehen. Die Schulungen im Umgang mit Lernplattformen sind dabei ebenso wichtig wie das persönliche Netzwerk und ein regelmäßiges Feedback. Ludwig Englert von der Berufsschule 3 in Nürnberg blickt auf die unterschiedlichsten Herausforderungen dieser Zeit zurück: Zum einen war es der Zugang der Auszubildenden zu einem Rechner, um mit den geschickten Materialien zu arbeiten, zum anderen die Bereitschaft der Betriebe, Lernzeit zur Verfügung zu stellen. Außerdem galt es, die Lernmaterialien didaktisch-methodisch so aufzubereiten, dass man digital damit arbeiten kann. Die Herangehensweise in den Schulen orientierte sich an den Gegebenheiten und vorhandenen Tools. Weit verbreitet sind die Anwendungen von Office 365 sowie die Lernplattformen Moodle oder Mebis. Als Stundenplattform wird beispielsweise Webuntis mit dem dazugehörigen Messenger Untis genutzt. Ute Mangrich aus Bad Wörishofen berichtet von „einer eigenen schulinternen Cloud-Lösung, die zwischenzeitlich entwickelt wurde und nun allen Berufsschülern und Lehrkräften als ,Marktplatz‘ zum Austausch von Materialien zur Verfügung steht“. Neu für viele waren Online-Meetings. 

Die Pandemie begleitet nun alle ins neue Schuljahr, in einigen Bundesländern findet bereits seit einigen Wochen wieder Präsenzunterricht statt, den sich auch viele Schüler gewünscht haben. Um gemeinsam den Schülern Zeit und Raum zum Lernen zu geben“, so Margit Goldstein in Fulda, „ist es wichtig, die Betriebe noch mehr mit einzubeziehen und zu informieren.“ Und Ralf Schneider vom BSZ Miesbach ergänzt: „Es ist wichtig, offen für die neue Situation zu sein und etwas Neues auszuprobieren, auch wenn es nicht gleich klappt.“ Es wird unter anderem darum gehen, stabile Infrastrukturen zu bieten und alle Anwender auf vorhandene Online-Tools zu schulen. Eine direkte Kommunikation zum Kultusministerium zahlt sich da ebenso aus wie schnelle Verbindungswege zur Schülerschaft und den Ausbildungsbetrieben via Messenger und E-Mail. 


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