Gemeinsam stark: Gastronomen helfen Gastronomen Chemnitz war eine von 70 Städten, in der Köchinnen und Köche auf ihre aktuelle Notlage aufmerksam machten. Foto: André Donath/Turmbrauhaus Chemnitz

Zusammenhalt untereinander kann ganz unterschiedlich aussehen: Gastronomen rufen zum Beispiel Kooperationen ins Leben oder sorgen für mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit mit der Aktion „Leere Stühle.“ In der News-Serie „Gemeinsam durch die Corona-Krise“ berichten wir über kleine Lichtblicke in unserer Branche.

Von Anna Häuser

Fünf Freunde, fünf Betriebe, eine Küche: Unter dem Namen „Ulm isst“ haben sich die Gastro-Betriebe Portico, Kleinlaut, Damn Burger, Oh My Waffle und Elinaki in Ulm zusammengetan, um der Corona-Krise zu trotzen. Seit Ende März bieten die fünf Lokale nun schon einen gemeinsamen Lieferservice aus einer Küche an. Die Idee zu solch einem Konzept gab es bereits vor Corona“, erzählt Tobias Rocholl, Inhaber von Oh My Waffle. „Durch die Betriebsschließungen war die Not jetzt da, um Ideen Taten folgen zu lassen.“ Ziel war, dass man sich eine Küche teilt, sodass der Lieferservice gebündelt werden kann und Gäste im besten Fall von jedem Lokal etwas ordern. So hätten Gäste ein größeres Angebot an Speisen, obwohl jeder Betrieb seine individuelle Speisekarte deutlich reduziert hat. Also Teamwork im Sinne des eigenen Betriebs, der anderen Betriebe und der Gäste.

Mit Sicherheitsabstand: die Gesichter hinter "Ulm isst". Mit dabei: Tobias Rocholl [link]. Foto: Bildwerk89.de
Mit Sicherheitsabstand: die Gesichter hinter „Ulm isst“. Mit dabei: Tobias Rocholl [link]. Foto: Bildwerk89.de

Eine gemeinsame Lösung

Da die fünf Küchen der Gastronomien zu klein waren, wich das Team auf eine externe Küche aus – eine Herausforderung, wie sich herausstellte. „Zu der Schwierigkeit in einer fremden Küche arbeiten zu müssen, kam auch die Problematik mit dem Timing“, erklärt Tobias Rocholl. „Da die Bestellungen gleichzeitig geschickt werden sollten, musste das Zeitmanagement perfekt stimmen. Jeder Betrieb war mit ein bis drei Köchinnen und Köchen vor Ort. Es hat eine Weile gedauert, bis wir uns als gesamtes Küchenteam von ‚Ulm isst‘ verstanden haben und die Arbeitsabläufe sich eingespielt hatten.“ Trotz leichter Startschwierigkeiten ist sich das Team einig: Diese Lösung kann nur eine gemeinsame sein. Und der Erfolg spricht für sich – das Konzept der Ulmer Gastronomen wird von den Anwohnern mit Begeisterung genutzt.

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Flaschenpost zu Ostern. Foto: ERZ-Foto

Flaschenpost zu Ostern

Miteinander auch im Erzgebirge: Am Osterwochenende schlossen sich in der Region um Chemnitz fünf gastronomische Betriebe zusammen, um für die Anwohner der umliegenden Dörfer eine Überraschung vorzubereiten. Mit dabei: die Sportgaststätte Leukersdorf. „Gemeinsam haben wir insgesamt 120 Gutscheine unserer Betriebe in leeren Bierflaschen versiegelt“, sagt VKD-Mitglied Claudia Lappöhn, Inhaberin der Sportgaststätte. „Diese Flaschenpost wurde dann als Osterüberraschung im örtlichen Umland versteckt.“ Auch hinter der sächsischen Gaststätte liegen Wochen im Ausnahmezustand. Mit Abholfenster und Lieferservice halten sie den Betrieb stückweise am Laufen. Trotz personeller und finanzieller Herausforderungen sieht Claudia Lappöhn auch das Positive dieser Zeit. „Es gibt momentan viele großartige Beispiele, wie die Krise die Menschen zusammenführt und vernetzen kann. Das hat mir die gegenseitige Abhängigkeit noch einmal deutlich vor Augen geführt“, so die Köchin.

 

Leere Stühle für mehr Sichtbarkeit

Bei de "Leere Stühle"-Aktion in Chemnitz: Claudia Lappöhn und Sebastian Ehmke [hinten] sprachen mit Sachsens Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch [vorne]. Foto: Verein Chemnitzer Köche/Ehmke
Bei der „Leere Stühle“-Aktion in Chemnitz: Claudia Lappöhn und Sebastian Ehmke [hinten] sprachen mit  Barbara Klepsch [vorne]. Foto: Verein Chemnitzer Köche/Ehmke
Besonders deutlich wurde der aktuelle Zusammenhalt innerhalb der Gastronomiebranche auch bei der Aktion „Leere Stühle“, die am 24. April bundesweit in 70 Städten stattfand. Die Aktion hat ihren Ursprung in Dresden: Gastronomen stellen Stühle auf öffentliche Plätze – sinnbildlich für die leeren Plätze in ihren Restaurants – und machen so im stillen Protest auf ihre Notlage aufmerksam. Unter anderem der VKD-Landesverband Mitteldeutschland wirkte aktiv bei der Aktion mit. Unter der Leitung des Vorsitzenden Thomas Wolffgang stellte der Landesverband in Dessau je einen Stuhl für die ihm zugehörigen Zweigvereine auf. Einer davon ist der Verein Chemnitzer Köche 1898 e. V., dessen zweiter Vorsitzender, Sebastian Ehmke, bei der Aktion „Leere Stühle“ in Chemnitz mitgewirkt hat. „Ich bin selbst aktuell von Kurzarbeit betroffen“, berichtet Ehmke, der das Mitarbeiterrestaurant des örtlichen IKEAs leitet. „Wie mir geht es momentan so vielen Köchinnen und Köchen. ‚Leere Stühle‘ bringt uns Gastronomen zusammen, sorgt für Austausch und ein besseres Netzwerk untereinander.“ Das sei jetzt ganz wichtig, denn „nur gemeinsam können wir Gehör finden.“ In Chemnitz hat das im kleinen Rahmen schon geklappt. Hier besuchte Sachsens Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, die Gastronomen und tauschte sich mit ihnen aus. „Auch wenn das erst ein kleiner Schritt war, tut es gut, gehört zu werden“, sagt Sebastian Ehmke.

Solidarität, Sharing, Selbstlosigkeit. Die Gebote der Stunde sind geprägt von Zusammenhalt und von der Kunst, anderen etwas abzugeben. Das betont auch Dr. hc. Siegfried Schaber, Ehrenpräsident des VKD im aktuellen Statement aus dem Verband.

Leere Stühle in Chemnitz. Foto: Verein Chemnitzer Köche/Ehmke
Leere Stühle in Chemnitz. Foto: Verein Chemnitzer Köche/Ehmke

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GEMEINSAM DURCH DIE CORONA-KRISE

Die Corona-Krise hat gravierende Auswirkungen auf die Gastronomie. In unserer neuen News-Serie „Gemeinsam durch die Corona-Krise“ berichten wir über Geschichten von Zusammenhalt, Solidarität und gegenseitiger Unterstützung und sorgen so für kleine Lichtblicke im aktuell eher dunklen Berufsalltag.


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