Seit zwölf Jahren ein Team: der Vorstand des Zweigvereins. Alle Fotos: Club der Köche Freiburg und Breisgau e. V.
Club der Köche Freiburg und Breisgau e. V.: Fast 125 Jahre sind vergangen seit der Vereinsgründung. Nun drohen ein Vakuum und die Auflösung des Vereins, wenn nicht bald neue Verantwortliche gefunden werden.
Zweigverein des Monats – Oktober 2021
Von Aina Keller
Er ist einer der ältesten Zweigvereine im VKD-Netzwerk und seit Jahrzehnten eine kleine Institution im Südwesten des Landes. Mehr als 160 Mitglieder gehören – auf dem Papier – zum Club der Köche Freiburg und Breisgau e. V., die aktive Beteiligung geht allerdings zunehmend zurück.
Leidenschaft mit Einbußen
Sicher ist: Das Herz der Freiburger und Breisgauer schlägt für den Berufsnachwuchs. So werden von dem Verein regelmäßig in jedem Jahr Prüfungsvorbereitungen für die Kochazubis angeboten sowie Weiterbildungen wie das Edelfisch-Seminar. Auch die Stadtmeisterschaften waren bislang immer wichtige Termine, sowohl für die jungen Kolleg:innen als auch deren engagierte Ausbilder*innen in den Betrieben. Aktuell gibt es allerdings keine aktive Jugendgruppe mehr: „Die Kochauszubildenden gehen uns leider ganz schnell verloren“, hat der Zweigvereinsvorsitzende Konrad Hurter beobachtet. „Zusätzlich erschwert wurden die Planung und Durchführung von Veranstaltungen durch pandemiebedingte Einschränkungen.“ Da tat es gut, dass der VKD-Landesverband Baden-Württemberg in diesem Jahr einen digitalen Kochwettbewerb ausgerichtet hat und ein Drittel der insgesamt fast 40 Teilnehmenden aus Freiburg und Umgebung kam. „Das war richtig toll und schön mitanzusehen, wie kreativ und engagiert sich die Jugendlichen beteiligt haben“, freut sich der Vereinsvorsitzende, der zugleich auch Vorsitzender des Landesverbands Baden-Württemberg ist.
Der Tag der Köche 2019 im Europa-Park Rust war eine Veranstaltung, die in guter Erinnerung geblieben ist.
Zu den jüngeren Highlights des Köcheclubs gehört ohne Zweifel der Tag der Köche im November 2019 mit Zwei-Sterne-Koch Peter Hagen-Wiest vom Restaurant Ammolite im Europa-Park Rust. Unter dem Tagesthema „Regionalität trifft Spitzenküche“ traf man sich in der Eventscheune Goldener Adler in Oberried mit dem Sternekoch zu einem informativen Programm inklusive Podiumsdiskussion und Kaffeeseminar. Unvergessen ist auch das jährliche Benefizkochen, in dessen Rahmen sich die Clubmitglieder auch mit einem Stand präsentierten.
Perspektiven dringend gesucht
„Wir haben in den vergangenen Jahren viel angestoßen und einiges gemeinsam gerissen, aber es war im Prinzip immer die gleiche Handvoll Leute, die sich eingesetzt hat“, konstatiert Konrad Hurter, der seit zwölf Jahren mit seinen Vorstandskolleg*innen den Zweigverein leitet. „Meine Signale vor vier Jahren auf die sich abzeichnende Situation wurden nicht gehört. Mir persönlich geht langsam die Kraft aus und ich bin der Auffassung, dass keinem geholfen ist, wenn insbesondere ältere Amtsinhaber an ihrem Posten festhalten, anstatt ihren Stuhl zu räumen und jungen Menschen die Chance zu geben, einen Verein auf ganz neue, andere Beine zu stellen.“
Zur nächsten Legislaturperiode des Freiburger Vereinsvorstands treten der 66-jährige Vorsitzende und seine Vorstandskolleg:innen geschlossen nicht mehr an. Wie verzweifelt nach einer Nachfolge gesucht wird, schildert Konrad Hurter im Kurzinterview.
Zweigvereins- und Landesverbandsvorsitzender Konrad Hurter. Foto: VKD
„Wir brauchen Hilfe“
Konrad Hurter gibt das Amt als Vereinsvorsitzender ab und richtet einen Appell an Köchinnen und Köche seiner Region
Am 18. Oktober sind Neuwahlen und die jetzige Vorstandschaft tritt nicht mehr an. Wie stellt sich die Situation im Moment dar?
Wir werden in Kürze keinen Vorstand mehr haben, denn es gibt aktuell niemanden, der oder die sich für die Wahl aufstellen lassen möchte. Nach zwölf arbeits- und abwechslungsreichen Jahren stelle ich mein Amt als Vorsitzender zur Verfügung und die gesamte Vorstandschaft schließt sich dieser Entscheidung an. Alle Positionen im Vorstand stehen zur Disposition. Es gibt bislang keine Bewerber:innen oder Interessent:innen und wir brauchen dringend Hilfe.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach?
Zum einen möchte ich betonen, dass unser Club der Köche dieses Schicksal mit sehr vielen Zweigvereinen teilt, und zwar nicht nur in Baden-Württemberg. So wie in zahlreichen anderen Regionen auch sind es vorwiegend die älteren, oftmals seit vielen Jahren bereits pensionierten Kolleg*innen, die wir erreichen und die den Einladungen folgen.
Wie kann es weitergehen, was ist Ihnen jetzt wichtig?
Mit mehr als 160 zahlenden Mitgliedern ist der Club der Köche Freiburg und Breisgau sehr gut aufgestellt. Die finanziellen Voraussetzungen sind ausgezeichnet, um Dinge zu verändern und neu ins Leben zu rufen. Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert und mit anderen ein Team bildet, kann sich und den Verein komplett neu organisieren. Hier ist nichts in Stein gemeißelt. Die bisherige Vorstandschaft kann bei dem Neustart unterstützen, muss es aber nicht. Ja, ich habe einige Ideen und würde diese auf Wunsch mit den neuen Verantwortlichen teilen, aber es muss nicht so weitergeführt werden wie bislang. In diesem Verein können sich junge Kolleginnen und Kollegen selbst verwirklichen und dem Kochberuf in unserer Region eine neue Perspektive geben. Wenn sich in den nächsten Tagen keiner findet, müssen wir schweren Herzens die Löschung des Vereins beantragen. Wir sind gesprächsbereit und stehen für persönliche Rückfragen jederzeit zur Verfügung.
AUF EINEN BLICK
Club der Köche Freiburg und Breisgau e. V.
Gegründet: 1898
Aktuelle Mitgliederzahl: rund 160
Vorstand: 1. Vorsitzender Konrad Hurter, 2. Vorsitzender und Kassierer Christoph Zehner, Schriftführerin Anette Stetter, Jugendreferentin Mira Maurer, Beisitzer Jugend Joachim Tschocke und Fahnenträger Jakob Posniak
Seit zwölf Jahren ein Team: der Vorstand des Zweigvereins. Alle Fotos: Club der Köche Freiburg und Breisgau e. V.
