Ausbildungszeit und Jugendarbeit: Helen Leutritz im Gespräch Aktive Jugendarbeit in Dresden (v.r.n.l): Vorstandsmitglied Horst Giese, Helen Leutritz, 1. Vorsitzender Robert Gersonde, Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit Werner Hergert, Celina Engert und Theresa Mende (Jugendgruppenleitung). Foto: Verein der Dresdner Köche 1872 e. V.

Die heute 24-jährige Helen Leutritz war von 2018 bis 2020 die erste Leiterin der Jugendgruppe des Vereins der Dresdner Köche 1872 e. V. Ihre Ausbildung hat sie im Hotel Taschenbergpalais Kempinski in Dresden gemacht und 2020 beendet. Im Interview mit Vorstandsmitglied Werner Hergert hat sie über ihre Ausbildungszeit und die Jugendgruppe geplaudert.

Warum hast du dich für den Beruf Köchin entschieden?

Bereits mein Vater war Küchenmeister und war viele Jahre Teil des Köchevereins. Somit bin ich schon mit dem Kochberuf groß geworden und konnte meinem Vater in der Küche über die Schulter schauen. Zunächst hatte ich nach dem Abitur vor, direkt mit dem Studium der Ökotrophologie zu starten, doch dann habe ich mich kurzfristig für die Ausbildung zur Köchin entschieden. Ich wollte nach dem Studium nicht nur die Theorie gelernt haben, sondern auch die Praxis kennen und wissen, wovon ich rede.

Der Abschluss deiner Ausbildungszeit und dein Start ins Berufsleben wurden von der ersten Welle der Corona-Pandemie überschattet. Was waren dabei die größten Herausforderungen?

Es war vor allem eine Umstellung, den ganzen Tag zu Hause zu sein und Selbststudium zu betreiben und das kurz vor der Prüfung. Zum Glück hatten wir kurz vor der theoretischen Prüfung nochmal Schule, um unseren Lehrern all unsere Fragen zu stellen. Auch die fehlende Praxis hat sich nach sechs Wochen irgendwann bemerkbar gemacht. Allerdings hatte der Lockdown auch positive Seiten. Durch die Distanz zur Arbeit und den Stressabfall habe ich wieder richtig Lust bekommen, zu Hause neue Rezepte auszuprobieren und kreativ zu werden

Wie schätzt du aus heutiger Sicht deine Kochausbildung ein?

Auf jeden Fall kann ich jetzt sagen, dass der Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ stimmt. Es waren teilweise sehr lange und harte Arbeitstage. Aber die drei Jahre haben mich persönlich sehr verändert und das im positiven Sinne. Man lernt sich durchzubeißen, wird selbstbewusster und wird Teil einer kleinen verrückten Welt, der Gastro-Welt. Für mich war die Ausbildung genau das Richtige und ich bereue die Entscheidung in keinster Weise. Nur bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes würde ich mich wohl aus jetziger Sicht anders entscheiden.

Bei welchen Wettbewerben hast du unseren Verein vertreten?

Als ich im zweiten Lehrjahr war, habe ich am Ernst-Lößnitzer-Pokal der Berufsschule teilgenommen und kurz darauf an den Sächsischen Landesmeisterschaften der Jugend in Leipzig. Wäre Corona nicht gekommen, dann hätte ich mich im dritten Lehrjahr auch dem Vorentscheid für den Rudolf Achenbach Preis gestellt.

Von 2018 bis 2020 warst du die erste Leiterin der Jugendgruppe unseres Vereins. Welche Erfahrungen konntest du während der Aufbauarbeit sammeln?

Ich habe auf jeden Fall gelernt, wie viel Freude der Aufbau einer Jugendgruppe bereiten kann und gleichzeitig wie viel Arbeit und Zeit man in einen Verein stecken muss. Besonders schätze ich die neuen Kontakte, die ich geknüpft habe und den Austausch unter Berufskollegen aller Generationen.  Als Herausforderung zeigte sich, die gewonnenen Mitglieder zur kontinuierlichen Vereinstätigkeit und Mitwirkung zu animieren.

Welche positiven aber auch negativen Aspekte gab es bei der Gestaltung der Jugendarbeit?

Positiv war auf jeden Fall das große Angebot an verschiedenen Veranstaltungen und Seminaren, die für unsere Jugendgruppe gemeinsam mit unseren Sponsoren geplant wurden. Zum Beispiel gab es Fisch-, Fleisch- und Wildzerlegungsseminare, die auch mit vielen Praxisanteilen verbunden waren. Das Interesse der Azubis war groß. Allerdings mussten wir feststellen, dass es mit den unterschiedlichen Arbeitszeiten und Schulblöcken der Azubis schwierig ist, alle unter einen Hut zu bekommen. Daher war die Teilnehmerzahl oftmals leider recht gering.

Wie hat die Nachfolgereglung funktioniert?

Als Nachfolger von Celina und mir als Leitung der Jugendgruppe haben wir Paul und Theresa gewählt, weil sie über die Zeit hinweg viel Engagement und Interesse für den Verein gezeigt haben. In Absprache mit den beiden und unseren Jugendwarten Frau Fiebig und Herrn Seyd wurde ihnen dann der „Staffelstab“ übergeben.

Wie schätzt du ein, werden sich die massiven Corona bedingten Einschränkungen auf die zukünftige Arbeit der Jugendgruppe auswirken?

Wir haben bereits einige Mitglieder verloren und auch keine neuen gewinnen können, als das Lehrjahr 2020/21 begann, da man  nicht mit interessanten Veranstaltungen locken konnte. Auch unsere Stammtische, die alle zwei Monate stattfanden, sind weggefallen. Dadurch fehlt auch der stetige Austausch mit den anderen Mitgliedern. Wenn der Lockdown irgendwann vorbei ist, dann wird man in gewisser Weise nochmal von vorne beginnen müssen mit dem Aufbau der Jugendgruppe.

Wo bist du zurzeit tätig?

Leider konnte ich durch Corona und die Schließung der Gastronomie meinen eigentlichen Plan nicht umsetzen und Berufserfahrung im Ausland sammeln. Auch bei Plan B – ab November 2020 im Sterne-Restaurant 100/200 Kitchen in Hamburg zu starten – wurde mir durch den zweiten  Lockdown ein Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt bin ich seit Januar in Nordrhein-Westfalen in der kleinen Stadt Vreden an der holländischen Grenze gelandet und arbeite dort in dem im Oktober 2020 neu eröffneten Restaurant „Alfreds & Emils“.

Im nächsten Jahr feiern wir unser 150-jähriges Jubiläum des Vereins der Dresdner Köche 1872 e. V. Wir freuen uns, dass du als Mitglied unserem Verein die Treue hältst und wünschen dir weiterhin viel Freude an unserem schönen Beruf.

Vielen Dank für das Interview.


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