Hilfe für die Ukraine: Große Solidarität Eine Mutter mit vier Kindern hat Stefan Faulstich (links) aus der Ukraine mit nach Deutschland genommen. ©Faulstich

Teile Europas sind im Krieg. Statt in Ohnmacht zu verfallen, wachsen der Tatendrang und der Wunsch, Betroffenen zu helfen – auch im Kreis der VKD-Mitglieder und -Partner.

Von Anna Häuser 

Das ukrainische Koch-Team bei der IKA 2020. ©IKA/Culinary Olympics
Das ukrainische Koch-Team bei der IKA 2020. ©IKA/Culinary Olympics

Menschen flüchten zu Tausenden und es fehlt am Nötigsten: Die Bilder von Russlands Krieg in der Ukraine schocken die Welt und sind zur traurigen Lebensrealität aller Ukrainer:innen geworden. Als Verband mit internationalem Netzwerk und Veranstalter der IKA/Olympiade der Köche schaut auch der VKD bestürzt über seine Landesgrenzen hinaus. „Die IKA steht im Zeichen der friedlichen Zusammenarbeit zwischen Köchinnen und Köchen aus der ganzen Welt“, so VKD-Präsident Daniel Schade. „Mit der ,Kraft der weißen Jacke‘ steht unsere internationale Köche-Community zusammen – auch in der Not. Unsere Gedanken sind bei all denjenigen, die aktuell mit Angst und Krieg konfrontiert sind.“ Wie so häufig in der Krise steigt mit der Not auch die Solidarität untereinander. Ein Effekt, der aktuell besonders stark zu spüren ist. „Wir sind stolz auf alle VKD-Mitglieder und Partner, die in dieser schwierigen Zeit den Bürger:innen der Ukraine ihre Hilfe anbieten“, sagt Daniel Schade. 

Erwartungen deutlich übertroffen 

Alle Hebel setzt zum Beispiel der Verein der Köche 1921 Fulda e. V. in Bewegung. Der erste Vorsitzende Stefan Faulstich ist der Meinung „Weggucken ist nicht“ und startete auf der Facebook-Seite des Vereins einen Aufruf für Sachspenden. Mit dem enormen Feedback hatte er allerdings nicht gerechnet. „Es hat sich auf einmal alles verselbstständigt“, berichtet er. „Der Aufruf wurde in diversen regionalen Medien, Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern geteilt. Wir hatten anfangs mit zwei vollgepackten Sprintern gerechnet. Schlussendlich wurden es dann 3.500 Kartons in zwei Vierzigtonnern und sechs Vans teils mit Anhänger voller Spenden.“ Für die Abwicklung hat Stefan Faulstich seinen Gasthof „Rhönblick“ in Petersberg für drei Tage vollständig geschlossen. „Nicht nur Vereinskolleg:innen haben geholfen, sondern auch Nachbarn, die regionale Feuerwehr oder völlig fremde Menschen. Zwanzig Personen waren allein damit beschäftigt, Kleidung nach Größen zu sortieren“, so das VKD-Mitglied. Der unerwartet große Andrang brachte zudem neue Herausforderungen. Auf dem Grundstück mussten der Verkehr geregelt und Abladestellen geschaffen werden. Über drei Tage verteilt haben so 50 Helfer:innen mit angepackt.

Insgesamt 3.500 Kartons wurden in Fulda gepackt. ©Faulstich
Insgesamt 3.500 Kartons wurden in Fulda gepackt. ©Faulstich

Mit Sack und Pack ging die Karawane dann in Richtung ukrainisch-rumänische Grenze. Ein langer Weg, der viel Papierkram erforderte. Nachdem die Spenden abgeladen und für den Weitertransport in die Ukraine vorbereitet wurden, ging es zurück in die Heimat. Dabei hat der Konvoi 18 Flüchtlinge mit nach Deutschland genommen. Stefan Faulstich hat eine ukrainische Mutter mit ihren vier Kindern bei ihrer Schwester in Schweinfurt abgesetzt. „Man hat gemerkt, wie sie auf der fast 24-Stunden-langen Fahrt immer mehr aufgetaut sind, weil sich die Angst gelegt hat“, erzählt er. Bei der Schwester angekommen gab es zum Dank ein Barbecue mit Schaschlik. 

Starke Community 

Für Stefan Faulstich ist der Krieg in der Ukraine etwas Persönliches. „Meine Frau stammt aus der Ukraine, ihre Familie ist noch dort“, erzählt er mit brüchiger Stimme. Außerdem hat der Gastronom ein ganz besonderes Verhältnis zur Jugendnationalmannschaft der Ukraine. Er hat dem Team bei der Teilnahme der IKA 2020 geholfen, im November 2021 haben sie ihn noch in Fulda besucht und gemeinsam Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt getrunken. „Und jetzt stecken die jungen Köche in einem bekriegten Land fest“, sagt Faulstich fassungslos. „Aber: Ich bin beeindruckt, was sie vor Ort auf die Beine stellen. Freiwillige kochen für die Soldat:innen und die Feuerwehr, bringen Essen an Schutzsuchende in den U-Bahn-Stationen.“ Mit seiner Hilfe möchte Stefan Faulstich wie so viele gerade vor allem eines: „die eigene Ohnmacht im Angesicht des Kriegs überwinden“. Und mit seiner Solidarität ist er nicht allein – zum Glück.  

Solidarisch: die Feuerwehr der Messe Stuttgart packt Spenden. © Messe Stuttgart
Solidarisch: die Feuerwehr der Messe Stuttgart packt Spenden. ©Messe Stuttgart

Weitere Hilfe

  • Der Colonia Kochkunstverein unterstützt die Betroffenen in der Ukraine gemeinsam mit seinem Partner „Selgros“ und wird Lebensmittelspenden in die Ukraine schicken. Hierfür bittet er noch um finanzielle Unterstützung. Mehr Infos zur Aktion und zum Spendenkonto gibt es auf dem Facebook-Account des Vereins.
  • Die Werkfeuerwehr der Messe Stuttgart folgte einem Spendenaufruf und hat Helme, Löscharmaturen und Schläuche, Rettungs- und Beleuchtungsgerätschaften sowie medizinisches Material gespendet, das per Konvoi in Richtung Ukraine transportiert wurde. „In schlimmen Zeiten unterstützen wir so die ukrainische Zivilbevölkerung mit dringend benötigtem Material,“ heißt es auf der Facebook-Seite des VKD-Partners. 
  • Die Landfleischerei Schmitz in Bitburg weiß seit der Flut im Spätsommer aus eigener Erfahrung, wie es ist, auf Hilfe angewiesen zu sein. „Wir möchten etwas zurück geben von der Solidarität, die uns entgegengebracht wurde“, steht auf der Facebook-Seite des Familienunternehmens um VKD-Mitglied Lena Schmitz. Sie haben an zwei Tagen Bolognese gekocht, verkauft und die Einnahmen eins zu eins an die Ukraine gespendet.  
  • Das hessische Gastgewerbe erklärt sich solidarisch mit Ukrainer:innen, die ihre Heimat verlassen müssen. Um das große Hilfsangebot sinnvoll zu koordinieren, hat der Dehoga Hessen eine Plattform eingerichtet, auf der sich Betriebe registrieren können, die freie Zimmer anbieten. Der Dehoga wird diese dann den jeweiligen Städten und Landkreisen zur Verfügung stellen. Plattform: www.dehoga-hessen.de/ukraine/hotels-helfen  

Wer spenden möchte kann das zum Beispiel bei der UNO Flüchtlingshilfe tun oder bei der Aktion Deutschland hilft.



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