„Das Wichtigste ist eine fachlich gute Ausbildung“ Thomas Wolffgang hat an der Ausbildungsbroschüre mitgewirkt.

In dieser Interviewreihe sprechen wir über Dinge, die Köch:innen und die Branche aktuell besonders beschäftigen. Diesmal mit Thomas Wolffgang darüber, warum es sich lohnt, den Kochberuf zu ergreifen.

Interview Anna Häuser Fotos VKD/Wrobel, LV Mitteldeutschland

Herr Wolffgang, wie erleben Sie als Berufsschullehrer den Mangel an Fachkräften und Berufsnachwuchs in der Gastronomiebranche? 

Mich erreichen beispielsweise immer häufiger Anrufe von Kolleg:innen, die händeringend nach Köch:innen suchen. Durch meinen engen Kontakt zum Berufsnachwuchs erhoffen sie sich, die Kochazubis direkt aus der Schulküche heraus in ihren Betrieb zu akquirieren. Auch in den digitalen Communities auf Facebook und Instagram werden die Ansätze kreativer, um Fachkräfte zu finden. Der Markt hat sich umgekehrt: Der Betrieb bewirbt sich inzwischen regelrecht beim Arbeitnehmenden.  

Wie können Verbände aktiv werden, um mehr junge Menschen für den Kochberuf zu begeistern und in der Profiküche zu halten?  

Durch Lobbyarbeit in allen Bereichen. (Landes-) Verbandsmitglieder können in Schulen oder zu Arbeitsagenturen gehen und das Positive am Kochberuf darstellen. Seit Corona gilt die Gastronomiebranche nicht mehr als sicherer Arbeitgeber. Viele Betriebe mussten zeitweise oder vollständig schließen. Dennoch ist der Kochberuf einer mit Zukunft, den es zu erlernen lohnt. Das Wichtigste ist eine fachlich gute Ausbildung, bei der sich alle an die vorgegebenen Rahmenlehrpläne halten. Nur so bilden wir neue Fachkräfte aus und binden sie an die Branche. Essenziell für die Mitarbeiterbindung sind außerdem Wertschätzung, der Umgang im Team, die Work-Life-Balance und eine gerechte Entlohnung.  

Die duale Ausbildung braucht Schnittstellen. Welche Bedeutung haben regionale Netzwerke und der Austausch zwischen ausbildenden Betrieben und den Berufsschulen vor Ort? 

Solche Schnittstellen sind wichtig und funktionieren bei uns in der Region Mitteldeutschland sehr gut. Seit einem „Generationswechsel“ in den Zweigvereinen und den Gastrobetrieben sprechen und arbeiten alle miteinander. Es werden Tipps zu Lieferanten ausgetauscht, bei Bedarf Mitarbeitende in andere Betriebe verliehen oder gemeinsame Aktionen gestartet. Das gilt auch für das Berufsschulzentrum Hugo Junkers, obwohl unser Einzugsgebiet mit rund 60 Kilometer recht groß ist. Ich weiß, mit wem ich zu reden habe und tausche mich mit dem Betrieb aus, bevor etwas schief geht. Außerdem ist unsere Schulküche zentrale Anlaufstelle für viele Nachwuchswettbewerbe und Austragungsort des Jugendcamps Mitteldeutschland.  

Aus welchen drei Gründen sollten sich junge Leute für einen Ausbildung in der Branche entscheiden? 

Es gibt keinen anderen Beruf, der so viele kulinarische Vielfalt bietet wie der Kochberuf. Die Aromen- und Rohstoffvielfalt, die auf der ganzen Welt geboten wird, ist einzigartig. Es gibt immer wieder neue Kombinationen und dadurch praktisch unbegrenzte Wege, Kreativität auszuleben. Außerdem sind die Einsatzmöglichkeiten für Köch:innen sehr facettenreich. Sie können in großen und kleinen Teams arbeiten, in den unterschiedlichsten Bereichen der Gastronomie und das weltweit. Mein dritter, aber bestimmt nicht letzter Grund: Durch die zahlreichen Weiterbildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten haben Köch:innen entgegen der verbreiteten Meinung sehr wohl die Chance, gutes Geld zu verdienen. 


Broschüre „Azubi gesucht“ 

Initiiert vom VKD-Landesverband Mitteldeutschland und in Zusammenarbeit mit dem Dehoga Sachsen-Anhalt ist im März die Sonderbeilage „Azubi gesucht“ erschienen. Das Heft stellt den Kochberuf vor sowie zum Beispiel die Ausbildungen zur/zum Hotelfachfrau/-mann und zur/zum Restaurantfachfrau/-mann. Die Broschüre wurde in den Agenturen für Arbeit der Region ebenso wie in Realschulen und Gymnasien ausgelegt. Jetzt als E-Paper lesen


Thomas Wolffgang

Thomas Wolffgang, VKD-Mitglied seit 2000, ist gelernter Koch und seit 1997 Berufsschullehrer am BerufsschulzentrumHugo Junkers“ in Dessau-Roßlau. Außerdem ist er Vorsitzender des VKD-Landesverband Mitteldeutschland und Co-Autor des Fachbuchs „Der junge Koch/Die junge Köchin“ sowie Autor von „Die praktische Prüfung Koch/Köchin“.  

 

 


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