Liefer- und Abholservice während der Coronakrise Aufgrund der Schließung von Gastronomiebetrieben bieten immer mehr Gastronomen einen Abhol- und Lieferservice an. Foto: Pixabay

Die Gastronomie ist durch die Coronakrise hart getroffen. Durch die Schließung der Betriebe sind viele Köchinnen und Köche von Kurzarbeit betroffen, für Gastronomen ist die aktuelle Lage existenzbedrohend. Eine Alternative zur vollständigen Schließung der Betriebe bietet der Take-Away Service.

Von Anouk Friess

Am Montag ist die große Befürchtung vieler Gastronomen zur bitteren Realität geworden: Seit dem 23.

VKD-Mitglied, Küchenmeister Uwe Staiger vom Staigers Waldhorn in Plochingen steht momentan allein in der Küche. Foto: Uwe Staiger
VKD-Mitglied, Küchenmeister Uwe Staiger vom Staigers Waldhorn in Plochingen steht momentan allein in der Küche. Foto: Uwe Staiger

März müssen gastronomische Betriebe bundesweit ihre Türen schließen. Viele Gastronomen, besonders kleine Betriebe, möchten sich in dieser nie dagewesenen Krise selbst helfen und suchen nach kreativen Ideen, um doch noch Umsatz zu machen, ohne dass die Gesundheit von Gästen und Mitarbeitern gefährdet wird. VKD-Mitglied, Küchenmeister Uwe Staiger vom Staigers Waldhorn in Plochingen steht momentan allein in der Küche: „Wir mussten leider sämtliche Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken“, berichtet er. „Als Küchenchef und Inhaber möchte ich weiterhin präsent sein. Der Liefer- und Abholservice, den wir auf unserer Website oder telefonisch entgegennehmen, bietet uns dabei einen kleinen, begrenzten Umsatz.“ Seine Gäste seien größtenteils Stammgäste aus dem Ort, für die er weiterhin da sein möchte. „Für ältere Menschen bieten wir einen Lieferservice an, der von der Stadt organisiert wird“, so Staiger. „Für alle anderen Gäste haben wir eine kontaktlose Ausgabe in unserem Biergarten eingerichtet“, erklärt der Gastronom. „So möchten wir unseren Stammgästen ein kleines bisschen Normalität in dieser außergewöhnlichen Zeit bieten und uns auch für die Zeit nach der Krise empfehlen“, sagt Staiger. Dies werde bereits von vielen Kunden honoriert.

Auch die Familie Widmann vom Widmanns Löwen in Zang nahe Heidenheim hat sich ein Notmodell

Andreas Widmann vom Widmanns Löwen in Zang nahe Heidenheim hat sich ein Notmodell überlegt. Foto: Andreas Widmann
Andreas Widmann vom Widmanns Löwen in Zang nahe Heidenheim hat sich ein Notmodell überlegt. Foto: Andreas Widmann

überlegt, da der gesamte Betrieb mit Hotelbereich, Gasthaus und Sternerestaurant derzeit geschlossen ist. Die Familie stehe momentan allein im Betrieb, da sie ihre Mitarbeiter nicht zuletzt auch zu deren eigenen Schutz in Kurzarbeit geschickt habe. Familie Widmann hat sich gegen einen gängigen Abhol- und Lieferservice entschieden. „Wir haben in unserem Empfangsbereich ein kontaktloses Abholsystem mit einer breiten Übergabestation aufgebaut. Dabei achten wir streng auf die Hygienemaßnahmen und haben Händedesinfektionsmittel postiert, ein Abstand von mindestens zwei Metern muss von Jedem eingehalten werden“, berichtet Andreas Widmann. Der Familienbetrieb habe sich zudem mit der örtlichen Arbeiterwohlfahrt zusammengetan und unterstütze den Wohlfahrtsverband bei dem Angebot „Essen auf Rädern“. „Wir helfen bei der täglichen Auslieferung von Care-Paketen. Dabei werden 15 bis 20 Portionen vorgekocht und vakuumiert.“ Der so generierte Umsatz gehe auch in Form eines für nach der Krise geplanten Dankeschön-Essens an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des örtlichen Klinikums. Dennoch ist der Abholservice nur ein Notfallplan: „Das Take-Away-Geschäft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir derzeit nur 5 Prozent des normalen Umsatzes einnehmen. Hier sehe ich kein längerfristiges Geschäftsmodell. Wir bieten Take-Away dennoch weiterhin an, da wir unserer Verantwortung als Grundversorger im ländlichen Raum gerecht werden wollen“, so Widmann.

Foodtruck-Inhaber Jens Schönegge von der "Kochmeisterei" hofft auf das Rettungspaket der österreichischen Regierung. Foto: Angela Lamprecht/ Vorarlberg Tourismus
Foodtruck-Inhaber Jens Schönegge von der „Kochmeisterei“ hofft auf das Rettungspaket der österreichischen Regierung. Foto: Angela Lamprecht/ Vorarlberg Tourismus

Auch die Foodtruck-Szene ist von der Coronakrise besonders hart betroffen. Die Winterpause hat für viele Foodtruck-Betriebe gerade erst geendet. Durch den Ausfall von Messen und Foodtruck-Festivals sowie die Stornierungen von Cateringaufträgen sieht sich die Branche einer nie dagewesen Krise gegenüber. Für den österreichischen Koch Jens Schönegge, der gemeinsam mit Mike P. Pansi die Kochmeisterei betreibt, ist die aktuelle Situation existenzbedrohend. „Ein Lieferservice lohnt sich nicht für uns, da wir immer mit frischen Produkten arbeiten und wir als Zwei-Mann-Betrieb nicht das Personal haben, um einen Lieferservice anzubieten“, so Schönegge. Die Foodtruck-Szene werde sich nach der Coronakrise wesentlich ändern. „Für uns stellen bereits zwei Wochen ohne Einnahmen eine Herausforderung dar“, erklärt Schönegge. Er hoffe auf das Rettungspaket der österreichischen Regierung, um seinen Betrieb zu retten. In Paderborn haben sich hingegen einige Foodtrucks zusammengeschlossen und kochen für den Lieferservice Lieferando. Asiatische Speisen, Burger, Sandwichs und Hot Dogs können Kunden über Lieferando, aber auch telefonisch bestellen. Eine kontaktlose Zahlung ist möglich, da das Essen vor die Haustür gestellt und online bezahlt wird.

Die Coronakrise ist eine nie dagewesene Situation für Gastronomen. Der Liefer- und Abholservice bietet dabei eine Möglichkeit, die vollständige Betriebsschließung zu umgehen. Mit dem Hashtag #supportyourlocalrestaurant möchten die Gastronomen in den Sozialen Medien auf ihre Situation aufmerksam machen und mehr Kunden für ihren Liefer- und Abholservice gewinnen. Der VKD hat zudem die Facebook-Gruppe Köche helfen Köchen ins Leben gerufen, um die Branche in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.


Jetzt ist die Zeit, in der wir solidarisch zusammenstehen müssen. Wer braucht Hilfe? Wer hat Kapazitäten frei? Wer hat konstruktive Vorschläge? Wer plant Aktionen? Mehr dazu in der VKD-Facebook-Gruppe „Köche helfen Köchen“.


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