Küche ohne Grenzen – Freiwilligenarbeit weltweit San Salvador, Brasilien. Foto: Cuisine sans frontières

Dass gutes Essen Menschen weltweit eint, weiß David Höner. Der Schweizer Koch gründete vor 15 Jahren seinen Verein „Küche ohne Grenzen“, um Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Köchinnen und Köche können in allen Teilen der Welt Freiwilligenarbeit leisten.

Von Anouk Friess

Rio Napo, Ecuador. Foto: Antonina Gern.
Rio Napo, Ecuador. Foto: Antonina Gern

„Kochen ist Politik“ – das weiß der Schweizer Koch David Höner, der mit seinem Verein Cuisine sans frontières unter Beweis stellt, dass Gastgebertum und die Gastronomie als sozialer Kitt funktionieren können. Denn eines ist sicher: Essen ist der kleinste gemeinschaftliche Nenner zwischen allen Menschen und damit wichtiges Instrument zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Krisen- und Postkriegsgebieten. Cuisine sans frontières lädt zu Tisch, um Gespräche zu führen, Gemeinschaft zu fördern und Konflikte zu lösen.

Der kleine Verein hatte bei seiner Gründung vor fünfzehn Jahren gerade einmal vier Mitglieder und kann heute auf ein Netzwerk von achthundert

Zentrum Juch, Zürich. Foto: Rio Napo, Ecuador. Foto: Cuisine sans frontières
Zentrum Juch, Zürich. Foto: Cuisine sans frontières

Einzelpersonen und Firmen zählen, die sich für Cuisine sans frontières in aller Welt engagieren. Dabei hat sich das jährliche Budget praktisch verhundertfacht. Ob im Libanon, Kenia, Brasilien oder dem Kongo, Cuisine sans frontières baut in Krisengebieten oder sozialen Konfliktsituationen gastronomische Treffpunkte und Ausbildungsstätten auf – immer in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner.  „Wir haben in zwölf Ländern weltweit unsere Ziele verwirklicht und nachhaltig Restaurants eröffnet, wo sonst niemand ein Restaurant eröffnen würde“, sagt Gründer Höner. Dabei arbeitet der Verein unabhängig, führt sein eigenes Fundraising durch, veranstaltet Events und lässt Mitglieder an weltweiten Projekten arbeiten. „Unser Ziel ist es, weiter zu wachsen und uns als ‚Hilfswerk der Gastronomie‘ zu etablieren.“, so Höner.

Selo, Kongo. Zentrum Juch, Zürich. Foto: Rio Napo, Ecuador. Foto: Cuisine sans frontières
Selo, Kongo. Foto: Cuisine sans frontières

Die Einsätze bei Cuisine sans frontière werden zwar nicht mit Geld entlohnt, dafür bietet der Verein einen Auslandsaufenthalt, nach dem Köche reich an vielen wertvollen Erfahrungen zurückkommen. Die Arbeit in einer anderen Kultur ist eine spannende Herausforderung. Dabei sei es wichtig, den Menschen mit Respekt zu begegnen und nicht Lehrender, sondern Lernender zu sein, da man selbst Gast vor Ort sei, so Höner. „Die Bedingungen, unter denen man arbeitet, sind anders, als wir es von den Restaurantküchen gewohnt sind“, sagt Höner. So seien die Arbeitsweisen oft sehr einfach: Zum Beispiel gibt es oft kein Thermostat, die richtige Temperatur des Ofens muss man abschätzen, indem man kurz die Hand hineinhält“, erklärt Höner weiter.  „Für einen Ersteinsatz sollten interessierte Köche mindestens drei Monate Zeit mitbringen“, weiß der Koch. Vor allem seien Sozialkompetenz, gastgeberische Fähigkeiten und eine Portion Abenteuerlust gefragt. Neben Deutsch sollte mindestens eine weitere Fremdsprache mündlich beherrscht werden.  „Wir sind immer interessiert an Köchinnen und Köchen, die bei Cuisine sans frontières mitmachen möchten. Wer Interesse hat, kann einen kurzen Lebenslauf an uns senden und falls eine passende Stelle als Volunteer vorhanden ist, steht einer Teilnahme nichts mehr im Weg“, erklärt Höner den Bewerbungsprozess. Köchinnen und Köchen bietet sich so die einzigartige Gelegenheit, an dieser Friedensförderung mitzuwirken und dabei einige Zeit im Ausland zu arbeiten.

Weitere Informationen: http://www.cuisinesansfrontieres.ch/

 

Wo arbeiten Köche

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Wo arbeiten Köche“. In dieser Serie veröffentlichen wir Texte, die die Vielseitigkeit des Kochberufs und die facettenreichen Einsatzmöglichkeiten von Köchinnen und Köchen weltweit zeigen.


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