Gesunder Arbeitsplatz, zufriedene Mitarbeiter Zu betrieblichem Gesundheitsmanagement können auch sportliche Wettkämpfe der Belegschaft gehören. Das macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch das Teambuilding. Foto: Pexels

Betriebliche Gesundheitsförderung? Die meisten denken da an rückenfreundliche Bürostühle und hübsch gestaltete Pausenräume. Und wenn es gar um Betriebliches Gesundheitsmanagement geht, also um einen ganzheitlichen Ansatz, schalten vor allem kleinere Gastronomiebetriebe ab. „Das ist doch eher etwas für größere Unternehmen mit vielen Beschäftigten“ heißt es dann schnell. Stimmt natürlich nicht. Und dass sich gesundheitsfördernde Maßnahmen nur auf Bürostühle und Pausenräume konzentrieren, ist ebenso falsch.

Von Andrea Schorradt

Gesundheit am Arbeitsplatz spielt eine immer größere Rolle in den Unternehmen – unabhängig von der Zahl der Beschäftigten. Berufstätige verbringen rund ein Drittel ihres Lebens bei der Arbeit. Sie hat entscheidenden Einfluss auf körperliche und psychische Belastungen.  Und gerade in der Gastronomie kommen viele Belastungen zusammen: Schichtarbeit, eine teils hohe Arbeitsintensität, viele stehende Tätigkeiten, Zwangshaltungen, die fehlende Möglichkeit, Pausen nach eigenem Bedarf zu machen, Hitze in der Küche – all diese Aspekte sind Teil des Berufs von Köchen und Küchenhilfen und können nicht einfach eliminiert werden. Aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, trotzdem die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern und so nicht nur Krankheitsausfällen vorzubeugen, sondern auch die Zufriedenheit zu erhöhen, die Kosten zu senken und die Personalfluktuation zu verringern.

Ein erster Ansatzpunkt ist die Führung. Wie wichtig ihr Engagement für ein erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement ist, zeigt das Ergebnis einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK), dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und der Haufe Gruppe. Demnach benennen neun von zehn Befragten (88 Prozent) Führungskräfte als wichtigste Stellschraube für die Förderung der Beschäftigtengesundheit. Prof. Dr. Filip Mess, wissenschaftlicher Leiter des IFBG, betont: „Gesunde Führung und die Unternehmenskultur haben extremen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten. Laut unseren Umfrageergebnissen sind die Chefs für ein wirksames und zukunftsfähiges BGM noch wichtiger als das Budget.“

Krankenkassen unterstützen bei der Gesundheitsförderung

Wie aber können Chefs bzw. Führungskräfte Betriebliche Gesundheitsförderung in ihrem Unternehmen überhaupt einführen und umsetzen? Ein erster Schritt ist das Einholen externer Hilfe. Die Krankenkassen bieten beispielsweise Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von einzelnen Maßnahmen oder einem kompletten Konzept an. Das Leistungsspektrum ist groß, wie die Übersicht des GKV-Spitzenverbands zeigt:

  • Analyseleistungen (z. B. Arbeitsunfähigkeits-, Arbeitssituations- und Altersstrukturanalysen, Befragungen von Mitarbeitern, Durchführung von Workshops u. a. Verfahren zur Bedarfsermittlung)
  • Beratung zur Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen
  • Beratung zur Ziel- und Konzeptentwicklung sowie zu allen Themen der Beschäftigtengesundheit einschließlich Unterstützungsmöglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
  • Unterstützung beim Aufbau eines Projektmanagements
  • Moderation von Arbeitsgruppen, Gesundheitszirkeln und ähnlichen Gremien
  • Qualifizierung/Fortbildung von Multiplikatoren in Prävention und Gesundheitsförderung
  • Umsetzung verhaltenspräventiver Maßnahmen
  • interne Öffentlichkeitsarbeit
  • Dokumentation, Evaluation und Qualitätssicherung.

Alternativ können sich Gastronomen, die sich für das Thema BGM interessieren oder vielleicht die Angebote ausbauen wollen, an die Experten der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) wenden, die vor allem mit branchenspezifischen Herausforderung vertraut sind. Inga Bacher von der BGN kennt die häufigsten Fragen der Gastronomen: „Oft wird gefragt, wie ein BGM eingeführt und wie es implementiert werden kann, damit es systematisch aufgebaut ist und nachhaltig wirkt.“ Aufklärungsbedarf gebe es zudem bei der Frage, wie die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen und BGM zusammenhängen und welche Form der Analyse für den eigenen Betrieb geeignet sei. Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es bei der Berufsgenossenschaft, die für das Thema BGM ein eigenes Fachgebiet eingerichtet hat. Die Mitarbeiter dort beraten zum Thema Betriebliche Gesundheitsförderung bzw. Gesundheitsmanagement nicht nur in ihrer Funktion als Aufsichtsperson in den Betrieben, sondern auch darüber hinaus – vor Ort oder telefonisch.

Belegschaft geht gemeinsam zur Rückenschule

Wie die Betriebliche Gesundheitsförderung letztlich im Einzelfall aussehen kann, hängt von vielen Umständen ab. Beispielhaft sei hier ein familiengeführter Gasthof aus Mecklenburg-Vorpommern genannt. Das Unternehmen mit knapp zehn Mitarbeitern hat montags Ruhetag. An diesem Tag treffen sich alle Mitarbeiter und gehen gemeinsam zur Rückenschule der Krankenkasse. Das Angebot wird von den Beschäftigten sehr positiv aufgenommen, es fördert nicht nur die Gesundheit (Krankenstände aufgrund von Rückenproblemen oder sonstigen muskulären Erkrankungen sind fast vollständig zurückgegangen), sondern dient auch dem Teambuilding. Einen anderen Weg beschritt ein Hotel mit 37 Beschäftigten aus Brandenburg. Hier führte die Inhaberin einen jährlichen sportlichen Wettkampf ein, bei dem sich die Mitarbeiter messen können, zudem wird zweimal im Jahr für acht Stunden eine Rückenschule angeboten und die Beschäftigten werden regelmäßig mit Informationsmaterialien rund um das Thema Gesundheit versorgt. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die  Gesundheit der Führungskräfte steht besonders im Fokus, denn sie stehen immer vor der Herausforderung, selbst gesund zu bleiben und gleichzeitig auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu achten. Im Ergebnis brachte die Summe der Maßnahmen einen deutlichen Rückgang der krankheitsbedingten Fehlzeiten, auch die Arbeitsmotiviation stieg.

Aus Sicht von Inga Bacher gibt es viele Gründe für die Einführung eines BGMs: „Viele Betriebe wollen so die Außenwirkung und Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt steigern, um Nachwuchskräfte und neue Azubis zu finden.“ Darüber hinaus wollen sie das Wohlbefinden der Mitarbeitenden langfristig steigern und den Beschäftigten Wertschätzung entgegenbringen. „Natürlich geht es in einigen Fällen auch darum die Kosten zu senken, die durch häufige Krankheitsausfälle entstehen.“ Meist ist es eine Kombination mehrerer Effekte – der Einsatz lohnt sich also.


Weitere Informationen zur betrieblichen Gesundheitsförderung beim GKV-Spitzenverband.

Die Studie von TK, IFBG und Haufe Gruppe finden Sie hier.

 


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